Eichhörnchen Auffang und Auswilderungs-Station

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                      Alles Rund ums Eichhörnchen (Scirius Vulgaris)

Ein Eichhörnchen in der freien Natur zu erleben, ist für uns etwas ganz Normales.
Wir nehmen es wahr, sind uns aber nicht bewusst, dass dieser kleine rotbraune, puschelige Mitbewohner unserer Städte und Wälder vielleicht irgendwann einmal nicht mehr ganz so selbstverständlich um uns herum sein wird.

Da das europäische Eichhörnchen (Sciurus Vulgaris) in ganz Europa durch das Grauhörnchen immer mehr verdrängt wird, zählt es inzwischen zu den gefährdeten Tierarten.

Diese Informationen sollen vielmehr als „Erste Hilfe" dienen, die es einem Fundtier ermöglicht, mit Hilfe seines Finders die ersten Stunden und Tage zu überleben, falls nicht sofort eine geeignete Wildtieraufzuchtstation oder Tierarzt mit Kenntnis über diese Tiere ausfindig zu machen ist.



Haben Sie ein Eichhörnchen gefunden? Was können Sie jetzt tun, um dem Tier zu helfen?

Sehr schnell ist etwas falsch gemacht, so dass es Ihrem Schützling das Leben kosten kann.
Daher ist eine richtige Erstversorgung sehr wichtig!
Unterbringung, Aufzucht und Medikationen können dabei helfen.
Wie man Eichhörnchenfindelkinder optimal auf die Freiheit zurück in die Natur vorbereitet und auswildert, möchte ich Ihnen gerne auf meiner Seite erklären.

Ab wann braucht ein Eichhörnchen menschliche Hilfe?

Ein Eichhörnchen braucht immer dann Ihre Hilfe, wenn es leicht einzufangen ist oder wenn ein verletztes Tier am Boden liegt und unterkühlt ist.
Das gilt auch für Tiere, die Ihnen hinterher laufen oder versuchen, an Ihren Beinen hoch zu klettern.
Keine Angst - Eichhörnchen haben keine Tollwut !!!

Unterkühlte und verletzte Tiere nimmt das Muttertier nicht mehr an!
Die richtige Temperatur hat ein Eichhörnchenbaby, wenn es sich etwas wärmer als die menschliche Haut anfühlt.

Wenn Ihnen etwas an den kleinen Kobolden liegt, bringen Sie diese vorsichtig in die nächste Eichhörnchen-Auffangstation in Ihrer Nähe, wo man sich fachmännisch um die verwaisten oder verletzten Tiere kümmern kann.

Allgemeinuntersuchung des Findlings

Bei der Untersuchung sind in erster Linie Bewegungsfähigkeit, Atmung, Farbe und Beschaffenheit der Schleimhäute, Hautturgor und Körpertemperatur zu beurteilen. Zur weitergehenden Diagnostik kann ein Tierarzt dem Eichhörnchen Blut abnehmen.
Dies erfolgt am besten mit einer sehr dünnen Kanüle an der Innenseite des Beines aus der Vena femoralis, durch Anschneiden eines Zehennagels oder von geübten Personen durch eine Herzpunktion.
Auch kann man eine Urinuntersuchung durchführen.
Der spontan abgesetzte bzw. durch Massage oder Ausdrücken gewonnene Urin wird mit einem Teststreifen untersucht.
Die oft positive Anfärbung des Glukosestreifens steht wahrschneinlich in Zusammenhang mit  der Schrecksituation beim Einfangen und darf nicht als Diabetes mellitus diagnostiziert werden.
Hämaturie ist ein Hinweis für Cystitis oder Nephritis. Der ph-Wert des Urins beträgt 6 - 8.
Eichhörnchen, die von Hunden, Katzen oder Mardern gejagt wurden, können unterschiedliche starke Koordinationsstörungen und Lähmungen zeigen.
Bei genauer Betrachtung findet man besonders im Kopf- und Lumbalbereich Wunden durch Zähne oder Krallen.
Kann palpatorisch oder röntgenologisch eine Wirbelsäulenfraktur ausgeschlossen werden, so soll das Eichhörnchen nach Allgemeinbehandlung (ein schnell wirkendes Cortisonpräparat wie z.B. Prednisolon 1 % 5 mg/ kg s.c., ein Antibiotikum wie z.B. Baytril 2,5 % oder Enrofloxacin 10 mg/ kg oral 1-mal täglich mit 5 ml Flüssigkeitsersatz Sterofundin+Glucose 5 %) und zusätzlicher Vitamin-B-Gabe in einem dunklen Käfig untergebracht werden.
Die Erholungszeit dauert 4 bis 7 Tage. Erst dann kann eine Entscheidung getroffen werden, ob eine Fortführung der Therapie sinnvoll ist.
Nach dem Auffinden von Jungtieren ist der größte Fehler, den man machen kann, dem Eichhörnchenjungen zuerst etwas zu fressen zu geben, weil dadurch sein Kreislauf wegen der Verdauungsvorgänge zusätzlich belastet wird.
Außerdem wird ein unterkühltes Junge niemals etwas zu fressen annehmen.
Durch die Zwangsfütterung kann sich das Junge verschlucken und dadurch besteht die Gefahr einer Aspirationspneumonie.
Das Jungtier wird nicht an Nahrungsmangel sterben - Unterkühlung ist der weitaus gefährlichere Faktor! Wichtig ist, bevor die erste Fütterung erfolgt, muss das Tier zuallererst rehydriert werden, d.h. Körperflüssigkeit entweder durch Infusionslösungen oder durch selbsthergestellte Elektrolytlösungen ersetzt werden. Füttert man zuerst, kann das Jungtier daran sterben!
Ein Eichhörnchenbaby sollte sich immer wärmer als die menschliche Haut anfühlen.
Wenn es sich beim Betasten kälter anfühlt, ist es unterkühlt.
Solange die Isolierung gegenüber der Umgebung durch das noch unvollständige Haarkleid nicht ausreichend ist, produzieren die Jungen noch nicht ausreichend Körperwärme, um eine konstante Körpertemperatur zu erhalten.
Die Normaltemperatur für Eichhörnchen beträgt 36,5 - 37,5 C°. Insbesondere wenn das Junge krank oder verletzt ist, sollte man eine konstante Wärmequelle zur Verfügung stellen.
Nur eine Wolldecke reicht z.B. nicht aus!
Es bieten sich hierzu eine Rotlichtlampe, eine Wärmflasche oder eine beheizbare Unterlage an. Feuchte Wärme ist besser als trockene Wärme.
Sollte man keinen dieser Gegenstände gleich zur Hand haben, kann man z.B. auch einen Gummihandschuh mit warmen Wasser füllen und damit das Eichhörnchenbaby solange wärmen, bis die vorher erwähnten Hilfsmittel verfügbar sind.

Die Blutwerte: Normalwerte eines Eichhörnchens
Calcium (mmol/1): 1,95 - 2,43
Phosphat (mmol/1): 2,2 - 4,18
Alkalische Phosphatase ( IU/1): 191 - 1381 bei adulten Tieren
                                                       650 - 3100 bei Jungtieren ( höhere Werte,da erhöhte                      Osteoblastenaktivität im Wachstum)

Leukozyten (G/1): 1,3 - 6,1
Erythrozyten (T/1): 4 - 10
Glucose (mmol/1): 140 - 160
Hämatokrit (%): 38 - 56



Erstversorgung mit Flüssigkeit !

Eine große Gefahr ist es, Eichhörnchenbabys durch die Austrocknung zu verlieren.
Je kleiner die Babys sind, um so größer besteht die Gefahr!
Auch die gesunden und genährten Eichhörnchen brauchen immer erst Flüssigkeit.
Kochen Sie 500 ml Wasser ab und lassen Sie es auf Zimmertemperatur abkühlen.
In das handwarme Wasser rühren Sie nun jeweils einen Teelöffel Salz und drei Teelöffel Traubenzucker ein, bis alles völlig aufgelöst ist.
Die Flüssigkeit wird in eine 1-ml-Spritze (ohne Kanüle oder Sauger) aufgezogen und ganz behutsam in das Mäulchen gespritzt.

Eichhörnchenbabys gibt man Keine Kuhmilch, sondern Aufzuchtsmilch.
Es eignet sich am besten Esbilac, welches sehr gut vertragen wird.
Man muss auch darauf achten, die Babys nicht zu überfüttern!
Versuchen Sie mit 1-ml-Spritze die Flüssigkeit ganz behutsam und langsam ins Mäulchen zu spritzen.
Sobald Flüssigkeit aus der Nase sprudelt, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass Sie zu forsch vorgehen.


Das war Trinchen, die total ausgetrocknet war! Sie war eine große Kämpferin und ist erfolgreich ausgewildert.

Ein Junghörnchen nimmt in 24 Std. ca. 20 % seines Körpergewichts in Form von Muttermilch zu sich.
Die exakte Menge lässt sich am besten nach der 5 %-Fütterungs-Regel berechnen.
Die Kapazität des Magens beträgt normalerweise 5 % der Körpermasse in Gramm.
Man wiegt also das Eichhörnchengewicht in Gramm. Teilt das durch 100 und multipliziert das Ergebnis mal 5.

Beispiel:   Das Eichhörnchenjunge wiegt 50 g

                → 50 g : 100 x 5 = 2,5 ml


Das Eichhörnchenjunge trinkt eine Ration von 2,5 ml pro Mahlzeit .
JedenTag ca.7 - 8 Fütterungen, tagsüber alle 3 Std. und nachts alle 4 Std.

                                                                             
 
Milchmenge auf das Körpergewicht bezogen.

                                
Tabelle
Körpergewicht                                Milchmenge pro Tag
20 g                                                              1 ml
40 g                                                              2 ml
60 g                                                              3 ml
80 g                                                              4 ml
100 g                                                            4-6 ml
120 g                                                            6-8 ml
140 g                                                            7-10 ml
160 g                                                            8-10 ml
180 g                                                            12 ml 
200 g                                                            12 ml


Während des Fütterns kann es plötzlich zu einem Beenden der Nahrungsaufnahme kommen.
Der Grund:
Das Eichhörnchenjunge schluckt nicht mehr ab und schnappt nach Luft. Es sieht aus, als hätte es starke Schmerzen. Es streckt Arme und Beine aus und ist nicht mehr „ansprechbar". Es befindet sich in einem Zustand, der vergelichbar mit einem epileptischen Anfall ist.
Keine Angst - es ist keiner!
Es besteht auch kein Grund, sich ersthaft Sorgen zu machen.
Man muss es nur einmal gesehen haben, um zu wissen, was zu tun ist, wenn der Fall eintritt.
In einem solchen Fall muss man sofort aufhören, das Junge zu füttern, indem die Spritze sanft aus dem Mäulchen entfernt und ruhig und behutsam das Kinn oder den Kopf des Eichhörnchenjungen gestreichelt wird.
Der „Anfall" wird in wenigen Sekunden beendet sein.
Wichtig ist, dass sich das Junge in dieser Zeit nicht verschluckt!
Dieser „Anfall" kommt bei ungefähr jedem vierten Eichhörnchenjungen vor und verschwindet, wenn es 8 Wochen alt ist.
Ursache ist immer noch unbekannt.
Man sollte immer darauf achten, langsam zu füttern und nicht mehr als 5 ml auf einmal zu geben, auch wenn das Eichhörnchenjunge noch so großen Hunger hat!
Wenn sich die Jungen verschlucken, kann die Milch schlimmstenfalls in die Lungen gelangen und dort zu einer Lungenentzündung führen.
Kommt die Milch plötzlich aus der Nase, muß man sofort aufhören zu füttern und die Nase mit einem Tüchlein von Milch befreien und dadurch die Atemwege wieder freilegen.
Sehr kleine Eichhörnchenbabys, d.h. solange sie die Augen noch geschlossen haben, sollte man alle 2 bis 3 Stunden füttern.
Auch sollte man, solange sie sich in einem noch nicht ausreichend rehydrierten Zustand befinden, nachts alle 2 bis 3 Stunden für Flüssigkeitszufuhr sorgen.
Das Liegen auf einer Wärmflasche ist zwar zum einen sehr angenehm für das Junge, entzieht aber zum anderen seinen Körper Flüssigkeit, die ersetzt werden muss.




 
Ungefähr 3 Wochen alte Eichhörnchenbabys

Der Kot sollte fest geformt und von schwarzer, dunkelbrauner oder dunkeloranger Farbe sein.
Wenn der Kot weich oder sogar flüssig und von hellgelber Farbe ist, hat man das Junge vermutlich überfüttert.
Auch kann es zu Verstopfungen kommen.
In diesem Fall kann man dem Futter etwas Walnussöl oder ungesüßten Fencheltee hinzufügen.
In ganz schweren Verstopfungsfällen kann man einen Einlauf machen.
Man besorgt sich dafür eine Braunüle (Verweilkatheter) vom Tierarzt, entfernt das Metallteil, setzt an dem dicken Ende der Braunüle eine 2-ml-Spritze auf, in der man Babylax (ein Abführmittel für Kinder) aufgezogen hat, und führt nun das dünne elastische Ende in den After des Eichhörnchens ein.
Nach spätestens 5 Minuten kommt es zur Entleerung des Darms.
Blähungen können vorkommen, wenn man ein Eichhörnchenbaby zu oft und zu schnell füttert. Oft gelangt dabei Luft mit in den Bauch.
Man sollte den Bauch beobachten, ob er einem aufgebläht vorkommt.
Man kann dann eine Reduktion der Futtermenge vornehmen, eine Fütterung komplett ausfallen lassen oder den Abstand zwischen den Fütterungen verlängern.
Auf alle Fälle ist der Bauch zu massieren!
Bei Blähungen oder Völlegefühl eignet sich in schweren Fällen auch die Gabe von Sab Simplex.
Wenn man nach dem Füttern ein schwaches Klicken oder Brodeln oder sonstige Schwierigkeiten beim Atmen bemerkt, sollte man SOFORT einen Tierarzt aufsuchen.
Es besteht dann sehr wahrscheinlich eine Lungenentzündung, wobei eine Vielzahl von Auslösern dafür in Betracht kommen kann (z-B. in die Luftröhre gelangte Futterpartikel oder Unterkühlung).
Der Tierarzt wird ein Antibiotikum für die nächsten 10 Tage verschreiben. (nach meiner Erfahrung eignet sich am besten Baytril 2,5% 10 mg/ kg per os.).

Was beim Umgang mit jungen Eichhörnchen noch wichtig ist

Wichtig ist auch, dass das Eichhörnchenjunge nicht nur gefüttert wird und dann zurück in seine Box kommt, sondern dass es auch mütterliche Wärme und Fürsorge erfährt!!! Denn nur so kann es sich zu einem selbständigen und ausgeglichenen Individuum entwickeln.
Jedes Eichhörnchen hat einen anderen Charakter und ist eine kleine Persönlichkeit. Einige sind aggressiver als andere beim Spielen, und es wäre falsch zu sagen, dass man sich mit ihnen nicht wie mit anderen Haustieren auch beschäftigen darf.
Man muss nur immer bedenken, dass Eichhörnchen keine Haustiere sind und in ein paar Wochen zurück in die Freiheit entlassen werden sollen!
Aber bis dahin brauchen sie Liebe wie jedes andere heranwachsende Wesen auch!

Eichhörnchen lieben es zu spielen. Sie kämpfen mit Handtüchern oder Fingern, was oft sehr schmerzhaft für uns sein kann.
Man kann z.B. im Käfig eine alte Tennissocke aufhängen, mit welcher sie dann spielen können, oder ein Stück Tau von einer Seite der Box zur anderen spannen oder einen starken Ast befestigen.
Der Phantasie sind hinsichtlich Spielzeugen keinerlei Grenzen gesetzt.

Weiterhin kann man eine Wasserflasche, wie man sie für Hamster oder Ratten benutzt, mit in den Käfig hängen.
Einfacher ist ein Napf mit täglich frischem Wasser.
Man muss den Eichhörnchen allerdings erst einmal zeigen, wie man aus dieser hängenden Wasserflasche trinkt. Aber Eichhörnchen lernen sehr schnell!!!

Erste feste Nahrung besteht aus: Zwieback, geschälte Sonnenblumenkerne, Kiefernsaat, geknackte Haselnüsse und zuckerfreie Bananenchips. Auch mögen sie gerne von Alete das Apfel-Banane-Zwieback-Gläschen.  Später kommen dann frischer Apfel und Möhre in kleine Stücke dazu.

Physiologische Daten von Eichhörnchen auf einen Blick

Geburtsgewicht:        8 - 10 Gramm
Körpergewicht:       250 - 350 Gramm
Leibeslänge:            20 - 28 cm
Atemfrequenz:         60 - 100/ Minute
Herzfrequenz:         250 - 500/ Minute
Lebenserwartung: bis 15 Jahre in Volierenhaltung und 4 - 8 Jahre in freier Natur
Geschlechtsreife: 9 - 18 Monaten
Trächtigkeitsdauer: 38 Tage
Wurfgröße: 2 - 6 Junge
Absetzalter: 9 -12 Wochen


Das ist unsere Lilly! Sie knabbert die knospen von der Tanne. Das schmeckt auch nur zu gut!



Solltet ihr ein verletztes Jungtier gefunden haben, sucht euch  einen Tierarzt oder eine Notfall-Station in eurer Nähe, wo man dem Tier schnell helfen kann.
Unter "Aktuelles und Spendenkonto" findet ihr weitere Adressen und Infomationen.

Vielen Dank!






Jedes Jahr im Herbst sind wir auf Sammelspenden angewiesen.

Hier sind einige Möglichkeiten womit ihr uns weiterhelfen könnt.

Das ist die Türkische Haselnuss (Baumnuss)



So sieht die Baumnuss aus!!



Esskastanien


Bucheckern


Tannenzapfen


Auch Walnüsse können wir gut gebrauchen.


Vielen Dank